Tag 4-5, Perpignan – Andorra

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Tag 4, Perpignan – Andorra; ~170km, 4 Autos, ~3.5h Wartezeit

T04 Perpignan-AndorraMit meinem “Andorra”-Schild stand ich für ungefähr drei Stunden an der Ausfahrt der Aire. Vorher musste ich aber meinen Rucksack noch komplett auspacken und reinigen. Scheinbar hatte ich es am Vorabend nicht gründlich genug getan, sodass ich jetzt die ganzen Tierchen rausschütteln durfte.

Jedenfalls waren die Blicke vieler Autofahrer, die mein Schild lasen, nicht gerade aufschlussreich und vermittelten mir den Eindruck, als ob sie noch nie von Andorra gehört hatten und wussten wo oder sogar was das sein sollte. Selbst ein anderer Tramper, der aus Köln kam, wusste nicht, was Andorra ist….in diesem Moment war ich wirklich schockiert….. Natürlich ist Andorra ein kleines Land, aber soviele Länder in Europa gibt es ja nicht. Außerdem haben Sie den Euro. Ich kann nicht verstehen, wie jemand (Europäer) Andorra nicht kennen können. Alle Hauptstädte, na meinetwegen. Oder aber ich bin einfach nur ein Freak und es ist normal, Montenegro, Andorra oder Moldau aka. Moldawien nicht zu kennen.

Auf jeden Fall änderte ich meine Taktik und machte ein neues Schild mit “Perpignan”. Von da an ging alles ganz schnell. Das erste Auto hielt an und brachte mich zur Ausfahrt Perpignan-Nord. Dort konnte ich noch nicht einmal meinen Rucksack absetzen, da wurde ich schon von zwei älteren Damen gefragt, wo ich denn hinwolle. Lucy und Luciette fuhren mit weiter Richtung Andorra und luden mich auch zu einem kleinen Imbiss ein.

Wo sie mich dann absetzten, wartete ich für 15 Minuten, bis ich durch die Pyrenäen 50km an Andorra herangekommen. Auf dem Weg zur Grenze wurden wir von der Polizei angehalten. Zu meiner und der Fahrers Verwunderung antwortete die Polizistin recht flapsig auf meine Aussage, dass ich nach Andorra unterwegs war. Sie sagte, “Ah, c’est moche.” was frei übersetzt soviel heißt wie “Ah, das ist doch bescheuert”. Der Fahrer sagte, seit der Linken in Frankreich an der Macht seien, träten die Polizisten lockerer auf.

Dann wurde ich von einer Katalanin und ihrer Tochter mitgenommen, die über die Spanische Exklave Llivia nach Andorra fuhren. Die Mutter empfahl mir zum Wandern die Region um das “Val d’Inclues” und ließ mich an dem dortigen Parkplatz raus.

Von dort schleppte ich meinen Rucksack 40 Minuten zur “Cabana de Sicaro” hoch – einer einfachen Berghütte mich zwei Räumen. Einem mit integrierter Feuerstelle und einem dreistöckigen Bett und der andere Raum hatte Platz für 16 Leute, aber keine Feuerstelle. Es gab keine Toilette, aber Fließendwasser direkt aus den Bergen an einer Seite der Hütte.

Es waren schon eine Holländische Familie und drei Leute aus Valencia (Susanna, Luis und Paco) in der Hütte. Weil letztgenannte sich schon im Feuerraum breit gemacht hatten, legte ich meine Sachen in dem anderen Raum, wo die Familie war, ab, verbrachte aber den Abend mit den Spaniern. Die empfahlen mir, am nächsten Tag zur anderen Hütte, der “Refugio Jucaro” zu wandern.

Mit Andorra war ich jetzt in allen Zwergstaaten Europas: Vatikan, San Marino, Liechtenstein, Monaco und Andorra.

Tag 5, Andorra

Am Morgen begann ich zur Refugio Jucaro  zu klettern und hate auch vor, den namensgleichen Gipfel zu erklimmen. Leider konnte ich den Pfad nicht finden, obwohl er auf der Karte verzeichnet war und so wählte ich einfach einen der Gipfel und fing an querfeldein und -auf zu kraxeln. Aber da der Untergrund selbst mit meinen guten Wanderstiefeln schwierig war, gab ich auf. Es war einfach zu steil und zu wenig Spalten und Ritzen, um sich Halt zu verschaffen. Und es wäre ja nicht so, dass ich gewisse Risiken nicht eingehen würde. Aber das war einfach zu gefährlich. So kletterte ich wieder herunter und genoss ein Omelett in der Refugio.

Zurück in der Cabana di Sicaro nutzte ich den Sonnenschein und setzte mich erst mit Harry Potter raus auf einen Felsen und lernte dann ein paar Spanische Sätze. Abends ging ich dann in einen eiskalten Bergsee baden, bzw. wohl eher kurz plantschen, genau bevor der Regen anfing. Im folgenden Gewitter kamen auch die drei Spanier zurück.

Sie brachten auch etwas Holz, um ein Feuer im Raum zu entfachen, mit. Das Problem war nur, dass das Holz durch den Regen nass geworden war. Von daher loderte kein gemütlichen Feuer, sonder dicker Qual hüllte den gesamten Raum ein. Wir mussten uns also entscheiden nach draußen zu gehen, frische Luft zu schnappen, aber nass zu werden und vom Blitz getroffen zu werden oder drinnen zu bleiben und an Rauchgasvergiftung zu sterben. Letzten Endes standen wir alle im Türrahmen und schauten und das Gewitter an. In den Bergen ist das wirklich ein einzigartiges Ereignis.

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Tag 2-3, Bellinzona – Monaco – Perpignan

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Tag 2, Bellinzona-Monaco-Dorf bei Monaco; ~420km, 6 Autos, 3h Wartezeit

T02 Bellinzona-MonacoUm 7Uhr kam die Sonne durch die Berge geschien und weckte mich. Nach einem typischen Tramperfrühstück (Brot mit Nutella und Apfel/Banane und Wasser) ging ich mit einem “Genova” (Genua)-Schild an das Ende der Raststätte. Ein älteres Deutsches Pärchen, das mich am Vorabend schon gesehen hatte, nahm mich den ganzen Weg in die Stadt, weil sie mit der Fähre nach Korsika wollten.

In Genua lief ich ein kleines Stückchen, um zu einer Autobahnauffahrt zu kommen. Dort war schon ein Typ, der mir auch gleich mitteilen musste, dass der Platz schlecht wäre. Er (der Typ) hatte ein großes Schild mit mehreren Zeilen Text. Als er den Platz freigab, probierte ich es und nach wenigen Minuten hielt ein junges Italienisches Pärchen, das in meine Richtung fuhrt. Einige hundert Meter weiter nahmen sie dann auch den anderen Typen mit. Es stellte sich heraus, dass es ein Erasmus-Student war, der super nervig war. Er war anscheinend das erste Mal in seinem Leben per Anhalter unterwegs und konnte mit seinen super-duper Erfahrungen einfach nicht hinter’m Baum halten – er war einfach nicht still.

An der Tankstelle, wo wir rausgelassen wurden, fand er eher als ich eine Mitfahrgelegenheit, weil er weiter Richtung Barcelona wollte, während ich den Umweg über Monaco machen wollte. Die Tankstelle war nicht gerade gut besucht. Ein kleines Auto stand dort, das komplett voll war. Wirklich voll. Nicht “Ich-will-keinen-mitnehmen” voll. Ich fragte den Besitzer, ein junger Italiener, Pietro, und erwartete nicht wirklich, dass er mich mitnehmen würde, was ich durchaus verstanden hätte. Aber zu meiner Überraschung schaffte er es irgendwie noch Platz für mich und meinen Rucksack zu schaffen. Er hatte sogar vor, mich bis nach Monaco zu fahren, hatte aber am Ende dann keine Zeit mehr dafür.

Deshalb musste ich leider, leider in den Porsche Cayenne von einer Russin einsteigen, die für mich anhielt, sowas dummer aber auch….

Sie schien dieses Klischée-Leben einer Monegassischen Frau zu leben: Zusammen mit ihrem reichen Ehemann, die beiden Kinder in ihrer großen Villa betreuen, nicht arbeitend. Sie sagte, Monaco wäre ein sehr schöner Ort zu wohnen, aber soooo teuer. Nunja, wer hätte gedacht, dass Leben in Monaco teuer ist??? Trotzdem war es lustig, von ihr mitgenommen worden zu sein.

Ich lief dann durch Monaco zur Französischen Grenze. Vorbei an Ferraris, Maseratis, Lamborghinis, Bentleys, Läden wie Svarovski, blablabla [irgendwas super exklusives einfügen]. Einige Leute schauten mich schon komisch an, wenn ich  vorbeilief – komplett in meinen Outdoor-/Anhalter-Klamotten und dem Rucksack…..ich gehörte dort wirklich nicht hin.

Hinter der Grenze wurde ich von einem Priester mitgenommen, der Essensspenden einsammelte, um sie dann zwei Tage später zentral in Nizza an Bedürftige zu verteilen. An der Tankstelle in der Stadt, wo er mich rausließ, wartet ich lange, bis jemand anhielt. Der Tankwart war selbst schon per Anhalter unterwegs gewesen, konnte aber meine Hoffnung, an dem Abend noch weiterzukommen, nicht gerade steigern. Dennoch hielt dann ein Auto, weil, wie sich herausstellte, ich die Heimatstadt des Fahrers (Nîmes) auf mein Schild geschrieben hatte. Er sagte, er würde mich zur nächsten Zollstation (péage) bringen. Auf dem Weg dorthin schlug Didier dann vor, ich könne auch bei ihm übernachten und zu Abend essen. Weil es schon 23 Uhr war und dementsprechend duster, war ich einverstanden. Sein Haus war in einem kleinen Dorf von dem aus man einen wunderbaren Blick über das Mittelmeer und Monaco hatte.

Tag 3, Dorf bei Monaco – Perpignan; ~470 km, 5 Autos, >7h Wartezeit

T03 Monaco-PerpignanNach dem Frühstück setzte mich Didier an der Mautstation vor Nizza ab. Diese Erfahrung hätte mich eigentlich lehren sollen, mich nie wieder an Mautstationen absetzen zu lassen: Ich musste ca. 5h warten, da die Autos einfach vorbeifuhren. Als dann mal ein Fahrer auf dem kleinen Parkplatz neben der Fahrbahn anhielt, beeilte ich mich, mit ihm zu sprechen, bevor er weiterfuhr. Er nahm mich dann zum nächsten Rastplatz (aire) mit, der bei Cannes war. Er war nur 10km entfernt, aber um Welten besser, als diese Mautstelle.

Ein LKW-Fahrer nahm mich dann ca. 100km weiter mit und von dort konnte ich mit den Holland-Spanier Joris bis kurz vor Perpignan mitfahren. Er kam gerade aus Nizza, wo er eine Woche im Haus eines superreichen Freundes verbracht hatte. Nun war er auf dem Weg zu seiner Familie, in einem kleinen Dorf bei Barcelona. Es war nett, sich mit ihm zu unterhalten, aber vom Rastplatz, wo er mich absetzte, kam ich diese Nacht nicht mehr weiter.

Um es schlimmer zu machen, wobei mir der Fakt, dass ich nicht weiterkam nicht sonderlich störte, suppte eine Melone meinen Rucksack und die darin befindlichen Sachen voll. Hinzu kam, dass die Melone noch nicht einmal mehr essbar war…

Um 1Uhr morgens legte ich dann meinen Schlafsack auf einen weichen Teppich aus trockenen Tannennadeln, hoffend, dass sich nicht Feuer finden, und schlief zur Freude einiger Insekten bald ein.

Auf Französischen Autobahnen gibt es elektronische Anzeigen, die Fahrern betreffender Autos in Echtzeit Geschwindigkeitsüberschreitungen (Kennzeichen + “trop vite”) mit Kennzeichen mitteilen.

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Day 4-5, Perpignan – Andorra

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Day 4, Perpignan – Andorra; ~170km, 4 cars, ~3.5h waiting time

T04 Perpignan-AndorraWith my sign saying “Andorra” I stood for about 3 hours at the exit of the Aire. But before, I had to completely unpack my backpack again. It appears that I didn’t clean it carefully enough the other night. So I had to get rid of the animals that were running all over and inside it….

Anyway some people’s expression looking at my “Andorra” sign gave me the impression of them not knowing where or even what “Andorra” is. Even another hitchhiker coming from Cologne (Germany) didn’t know what Andorra was – how the …? I was really appalled. I mean it’s a (I admit rather small) country inside of Europe, they pay with Euro… I couldn’t understand why someone (I mean mainly European citizens) would not know it – the capitals, ok I can understand. But maybe I’m just a freak and it’s normal not to know Montenegro, Moldova or Andorra.

However I decided to change tactics and made a new sign saying “Perpignan”. From now on, everything went quickly: Basically the first car stopped and brought me to the northern highway exit of Perpignan. I couldn’t even put my backpack on the ground, when the next car stopped and two older Mesdames gave me a lift near Andorra and even a nice small lunch. It was a pleasure to drive with Lucy and Luciette who were really fun.

From the spot they left me I got another ride after 15 minutes 50 kilometres to Andorra. On the way to the border of France and Andorra the car was stopped by the French police. To my and the driver’s surprise the officer answered quite non-standard to my reply, I was heading to Andorra. She said “Ah, c’est moche.” which means like “That’s totally lame.” The driver said since the left wing party is in charge, the police acts more relaxed.

There I was picked up by a Catalan mother and her daughter who drove me via the Spanish exclave Llivia to Andorra. The mother recommended me the “Val d’Inclues” for hiking and let me out at its parking lot. I hauled my backpack for 40 minutes up the valley to the “Cabana de Sicaro” – a simple cabin with two rooms. One with a fireplace and a three storey bed, the other had beds for about 16 people. There was no toilet but running mountain water outside at one side of the house.
There were already a Dutch family in one room and 3 guys from Valencia in the other: Susanna, Luis and Paco. Because they already occupied the fire place room, I put my stuff in the Dutch family’s room, but spent my evening with the Spanish guys and they recommended me to go to the other cabin “Refugio Jucaro”.

With Andorra, I’ve been to all mini-states in Europe: San Marino, Vatican, Liechtenstein, Monaco and Andorra.

Day 5, Andorra

In the late morning I began hiking to Refugio Jucaro and had in mind to climb the peak Jucaro as well. But I couldn’t find the path, though existing on my map, leading to the peak. So I just chose from a couple of peaks which one was the right and started climbing. But since the terrain was really difficult with my hiking shoes and no rope, I resigned. I could have got to the top, but it was just too dangerous – and I honestly would only say it when I mean it… I usually take certain risks. So I climbed down the steep mountain and enjoyed an omelette in the Refugio instead.

Back at Cabana di Sicaro I sat down on a stone reading Harry Potter in the sun and learning some phrases of Spanish. In the evening I took a bath an ice-cold lake nearby just before the rain started. With the following thunder storm the 3 Spanish guys arrived at the cabin.

They brought some wood to light a fire inside their room. The problem was it was that wet we only produced smoke in which the room was soon totally covered in. So we had to decide to get outside, breath fresh air but getting wet or hit by a thunder strike or staying inside dying of smoke poising. In the end, we all stood in the door case watching an amazing thunder storm in the mountains. These are really really stunning beautiful.

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Day 5


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